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Die Gründerjahre

Im so genannten „Schuh'schen Zwinger“, in einem Garten auf der Nürnberger Burgmauer war es, wo im Jahr 1861 die sieben Gründungsväter den Grundstein zu unserem Verein legten, der sich damals noch „Kränzchen“ nannte. Bildungsbestrebungen führten diese jungen Kaufleute zusammen. Sich durch gegenseitige Unterstützung und Übung in ihrem Beruf fortzubilden, war ihr Bestreben. Man muss bedenken, dass es damals noch keine staatlichen und städtischen höheren Schulen gab, in denen sich junge Kaufleute weiterbilden konnten. In wöchentlichen Zusammenkünften suchte die „Selbsthilfeeinrichtung Merkur“ ihre Ziele zu erreichen. Inhalte waren Konversation in Französisch und Englisch, kaufmännische Aufsätze in drei Sprachen, Vorträge über kaufmännische Werke. Dadurch konnte in den ersten 15 Jahren die Mitgliederzahl auf 416 gesteigert werden. Durch die Unterstützung verschiedener Prinzipale (Arbeitgeber) wurde 1868 ein gesondertes „Lesekabinett“ eingerichtet, in dem bereits im ersten Jahr 16 Zeitungen und Fachzeitschriften auflagen. Neben der Fortbildung seiner Mitglieder widmete sich der Verein Merkur seit 1868 auch der Stellenvermittlung. Das in den ersten Jahren vorherrschende „Eigenstudium“ der jungen Merkurianer wurde in zunehmendem Maße durch einen systematischen „Lehrunterricht“ abgelöst und es entwickelte sich eine Unterrichtsanstalt. Auch das Vortragswesen wurde kontinuierlich ausgebaut und berühmte Redner aus ganz Deutschland begeisterten nicht nur Merkurianer. Nachdem man diese Vortragsabende der Öffentlichkeit zugänglich machte, wurden Zuhörerzahlen von 120 bis 150 Personen erreicht. Allerdings wurde beklagt, dass die Besucher teils stehend den Vortrag anhören mussten.

Durch den stetig wachsenden Zuspruch Bildungswilliger wurde der Mangel an geeigneten Räumen, man hatte sich in einer Reihe von Lokalitäten und städtischen Schulräumen eingemietet, zu einem großen Problem. Außerdem hatte der Verein 1877 im Hinblick auf die Bestrebungen einiger sangesfreudiger Vereinsmitglieder reagiert und einen Gesangsclub ins Leben gerufen. Da man sich im Verein Merkur auch Gedanken über eine sinnvolle Freizeitgestaltung machte, entstanden in den Folgejahren eine Reihe weiterer Clubs und später im damaligen Deutschen Kaiserreich ca. 50 Ortsvereine. Zur Unterstützung der exportierenden Firmen richtete der Verein Merkur 1888, als erster kaufmännischer Verein Deutschlands, ein Übersetzungsbüro ein. Im Jahre 1892 war es so weit, man konnte endlich ein eigenes Haus kaufen – das Haus am Weinmarkt 10 mit Rückgebäude.

Die historischen Gebäude am Weinmarkt 10 und 12.

Diese neuen räumlichen Möglichkeiten wirkten sich befruchtend auf das Vereinsleben aus. Die Gründung eines Lehrlingswohnheims 1893 und die Einrichtung einer „Stellenlosenkasse“ und eines allgemeinen Unterstützungsfonds sind weitere Erfolge im Vereinsleben. 1909 wurde eine Kranken- und Begräbniskasse gegründet.

Die schwere Zeit der beiden Weltkriege

Der im August 1914 ausgebrochene Erste Weltkrieg traf auch den Verein Merkur in allen seinen Einrichtungen schwer. Ein Großteil seiner Mitglieder wurde eingezogen und viele kehrten nicht mehr zurück. Die Einrichtungen des Vereins wurden mit Mühe aufrechterhalten und nach Jahren des Krieges musste auch der Verein Merkur wieder in zäher Arbeit neu aufgebaut werden.

Die damals unterschiedlichsten politischen Strömungen drangen auch in die Reihen der Mitglieder des Vereins Merkur. Es waren schwere Kämpfe zu bestehen, denn die neutrale Haltung des Vereins Merkur – das heißt, die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichermaßen zu vertreten – passte nicht in die Ideologie der stark aufkommenden Arbeiterbewegung. Doch dank der Treue des größten Teils seiner Freunde kam der Verein Merkur über diese Schwierigkeiten hinweg. Es war der gute „Merkurgeist“, der diese schweren Jahre überwinden half.

In diese Zeit fällt der Kauf der beiden Häuser Weinmarkt 12 und Füll 15. Damit wurde der Besitz abgerundet. Die Inflation wurde überstanden und nach der Stabilisierung konnte wieder mit dem Neuaufbau begonnen werden.

1933 fand eine durchgreifende Unterrichtsreform auf der Basis der nationalsozialistischen Weltanschauung statt. Hiermit wurde ein weiteres düsteres Kapitel in der Geschichte des Vereins aufgeschlagen. 1936 kam dann das Aus für die Berufsersatzschule. 1938 wurde auf Anordnung der Regierung die gesamte Unterrichtsanstalt geschlossen. Was Deutschland damals erleiden musste weiß jeder – der Zweite Weltkrieg tobte und hinterließ katastrophale Spuren. Der schwärzeste Tag unseres Verbands war die Nacht vom 2. auf den 3. Januar 1945. In dieser Nacht griffen rund tausend alliierte Bomber die Nürnberger Altstadt an und zerstörten auch die Merkur-Häuser bis auf die Grundmauern.

Die im 2. Weltkrieg durch Fliegerbomben zerstörten Häuser am Weinmarkt 10 und 12.

Der Wiederaufbau

1946 wurde mit der Wiederbelebung der Vereinstätigkeit begonnen. In provisorisch aufgebauten Vereinsräumen wurden freie Arbeitsgemeinschaften gepflegt und die Clubtätigkeit lief wieder an. 1953 wurde der Wiederaufbau der Vereinshäuser abgeschlossen.

Im gleichen Jahr kam eine Neuerung hinzu: die Gründung eines Reisedienstes. Er befasste sich mit der Organisation und Durchführung von Studien- und Erholungsreisen sowie mit der Vermittlung von Urlaubsreisen in so genannten Vertragshäusern. Dieser Reisedienst war der Vorläufer für das Reisebüro „Merkur-Reisen Nürnberg“, welches 1975 gegründet wurde und bis ins Jahr 2005 Bestand hatte.

Auch in Sachen Unterricht ging es wieder aufwärts. 1958 wurde im Verein Merkur eine Arbeitsgemeinschaft kaufmännischer Lehrlingsausbilder gegründet. Nun konnte man auch wieder beginnen, die Ortsverbände aufzubauen. Aus dem Gesangsclub des Verein Merkur entstand 1959 das „Theater der Altstadt“, eine Laienspielgruppe, die auch heute noch einen festen Platz im Kulturangebot der Stadt Nürnberg hat.

Der Wiederaufbau wurde im Jahr 1953 abgeschlossen.